Deutschland, was ist nur los mit dir?

Es geht hier um Bildung, Legislative, Exekutive, Judikative und das alles im Zusammenhang mit der Pandemie.

Werden Erziehung, Politik, das Funktionieren von Märkten und Finanzmärkten, Wesen und Feinheiten des Funktionierens von Gesellschaftsordnungen, freie Rede oder Philosophie in unseren Schulen als Allgemeinwissen gelehrt? Warum eigentlich nicht?

Man könnte das Gefühl bekommen: Hauptsache, in der Oberschule das Nötigste lehren, damit die Menschen in der Gesellschaft funktionieren, das reicht – und überfordert schon manche Schulabgänger.

– Bildungspakt, Digitalpakt, Hilfsgelder in Milliardenhöhe – gut so! Aber kommen sie auch an, verändert sich in der durchschnittlichen Kleinstadt-Schule irgendetwas? Und wie lang hat es gedauert, bis ein paar Not-Laptops und -Tablets in den Händen der Lehrer/Schüler waren? Und die Digitalen Lernplattformen der einzelnen Länder: muß das sein, ist es etwa gottgegeben, daß sie planmäßig bei Inbetriebnahme zusammenbrechen? Könnte es sein, daß es in anderen führenden Industrie- und Forschungländern einfach mal besser geht – und warum? Wer muß sich hier für diese Fehlschläge verantworten? Ich meine, ein Fleischer, ein Chirurg, ein Lehrer, ein Busfahrer … alle müßten sich für schlechte Arbeit verantworten. Politiker und ihre „Auftragnehmer“ nicht ?? Warum?

– Straftäter bekommen Reisen in andere Länder zur besseren Resozialisierung und warmes Wasser (Dusche? TV? Telefon? Computer? Kühlschrank?) in ihrer Zelle, aber Schüler kein warmes Wasser auf der Schul-Toilette zum Händewaschen (das ist wohl nicht „normiert vorgeschrieben“), obwohl 50 cm entfernt ein Hinweisblatt des RKI hängt, welches Händewaschen mit warmem Wasser und Seife als Hygienemaßnahme gegen Virusinfektionen anmahnt. Eventueller Lerneffekt dabei: was da steht, muß man nicht so ernst nehmen.

– Lehrer bekommen (schon seit Monaten) keine Schulungen, wie man sinnvollen Online-Unterricht macht – zum Glück bringen sie es sich notgedrungen selbst bei.

– Unsere Polizei kontrolliert unter Umständen lieber einen Bürger im Stadtpark, ob er einen driftigen Grund hatte, das Haus zu verlassen, als den 25 Meter entfernt stehenden, stadtbekannten Dealer zu verhaften, denn das könnte langwierige Prozesse nachsich ziehen.

– Unser Militär ist vermutlich unfähig zu wirklicher Landesverteidigung, weil über die Jahre kaputtgespart.

– Disziplin und Selbstdisziplin, die jetzt bei jedem einzelnen so wichtig wäre? Über Jahrzehnte in der Erziehung unerwünscht gewesen, denn viel besser wäre es doch, jeder lebt sich so richtig aus …

– Gerichte kippten monatelang reihenweise Schutzmaßnahmen, weil diese nicht verhältnismäßig gewesen sein sollen. Aber wer legt denn wirklich fest, was verhältnismäßig ist? Ein Richter A in Stadt X? Oder ein Richter B in Stadt Y? Oder entscheidet, ob es nun Bürger C oder D paßt, letztlich doch das Covid-19-Virus durch seinen Verbreitungserfolg? Ist nicht einfach alles verhältnismäßig, das nach Ermessen der Fachleute eine Verbreitung/Ansteckung verhindern kann, egal, ob es nun allen Bürgern genehm ist? Welcher dieser Richter kann denn jetzt nachts nicht ruhig schlafen, weil aufgrund seiner Entscheidung, daß eine Pandemie-Bekämpfungsmaßnahme unverhältnismäßig war, evtl. unnötig mehr Menschen mit Corona infiziert wurden, vielleicht manche von ihnen schwer, einige womöglich qualvoll starben? Das möchte ich wirklich mal wissen…

– Harte, aber Wirkung zeigende Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie? Lange Zeit nicht erfolgt, weil unerwünscht autoritär (da ist es, das böse Wort).

– Schutz und dabei Vorrang der eigenen Bevölkerung vor Schaden? Zu autoritär bis unmoralisch – laut geltender, politisch korrekter Auffassung. Bloß nicht! Lieber auf eine (weil in Jahrzehnten ja so erfolgreiche!) „europäische Lösung“ setzen. Wobei absolut zu verstehen ist, daß eine gemeinsame Bestellung von Impfstoffen aller EU-Staaten einen Bieter-Wettbewerb verhindert. Und: die aufzubauenden Impfzentren waren dank der großen Anstrengungen von DRK (und THW?) pünktlich Mitte Dezember fertig – diese Menschen haben ihren Job perfekt gemacht! Problem sind aber die trägen EU-Machtapparate und -Gremien, welche dann die Dinge und Mengen verhandeln mußten. Mann, hat das gedauert, bis die bestellt hatten. Und welche Mengen? Dumm nur, daß die Hersteller der Impfstoffe im Anschluß darüber geplaudert haben – sowas macht man doch nicht – jedenfalls nicht gesamteuropäisch! Und dann natürlich eine „gesamteuropäische Zulassung“, unter der machen wir es nicht. Hat natürlich dann auch noch etwas gedauert und man hat ja auch mal Wochenende, laut Tarifvertrag … Aber Zeit ist genau das, was wir, was Patienten in Alten- und Pflegeheimen eigentlich nicht haben! Große, träge bürokratische Apparate sind ein Problem, das weiß man schon seit ein paar Tagen. Der politische Wille zum demonstrativ europäischen Handeln, erwachsen aus dessen offensichtlicher Selbstauflösung im Frühjahr unter dem Druck der Pandemie, war einigen entscheidenden Menschen offensichtlich wichtiger als die Geschwindigkeit des Handelns. Nun, sie werden sich vor den Opfern der dreiwöchigen Verspätung nicht mehr verantworten müssen, diese können nicht mehr reden … Also Hauptsache, wir reagieren „gesamteuropäisch“, oder??

Vieles ist von den Füßen auf den Kopf gestellt, ein Traumland in einer Traumwelt, wie im Kinderzimmer (oder auf La Gomera…). Wir sind immer die Guten, wir verteilen Bonbons.

Ein moralisch korrekter Selbstbedienungsladen, aber aus meiner Sicht kein schnell handelnder Staat, der in einer Notsituation so dringend nötig wäre.

Und darum leider unfähig, seine Bürger zu schüzten, wirksame, „harte“ Maßnahmen schnell genug zu beschließen und durchzusetzen. Aus Angst, zu hart in den Entscheidungen zu erscheinen und dadurch den Unwillen der Bürger/Wähler heraufzubeschwören – sie womöglich gar in die Fänge der bereitstehenden, die Pandemie einfach leugnenden AfD zu treiben, was speziell in Sachsen sehr wahrscheinlich erschien – wurde nach dem Sommer, als uns die 2. Welle, die in den Nachbarländern sichtbar verheerend heranraste, erreichte, viel zu spät mit der erforderlichen Schärfe und Konsequenz reagiert. Man lavierte sich von Woche zu Woche. (siehe auch HIER) Hier einmal eine Erinnerung: Opposition gehört zur Demokratie, wie die Messe zum Dom. Herren der Koalition in Sachsen, macht eine gute, nachvollziehbare Politik für die Bürger, statt immer darauf zu achten, was evtl. dem politischen Gegner nützen könnte – DAZU wurdet ihr nicht gewählt und das geht auf jeden Fall in die falsche Richtung los!

Und die Bevölkerung? Teilweise infantil, unfähig, Wesen, Art und Aufgabe von Politik, aber auch deren täglichen Opportunismus als solchen zu erfassen. Erwachsene Menschen, welche die Unabänderlichkeit von Naturgesetzen nicht begreifen oder akzeptieren wollen oder können. Eine Bevölkerung, die meint, sie läßt sich doch von denen da oben nicht ne Maske vorschreiben, oder sogar Weihnachten versauen … Eine Bevölkerung, die auf Politik und Maßnahmen schimpft, ohne zu checken, wer/was unser Leben und unser Zusammenleben da wirklich angreift, wie groß die gnadenlose Bedrohung durch das VIRUS ist? Diese durchschnittliche Bevölkerung ist das Ergebnis der Gesellschaft, in der sie lebt. Mittelmäßige Bildung, aber schnelle Swipe-Finger in den Social-Medien, denken nur bis zur Nasenspitze, Streber sind blöd, Eliten elitär und etwas Schlechtes, Mittelmaß als das Maß der Dinge, Hauptsache selbst irgendwie zurechtkommen und Urlaub machen können (gern auch mehrmals im Jahr) – das reicht doch durchaus …

Kein Wunder, sind doch mittlerweile Studienabbrecher und sogar Ungelernte, also tolles Mittelmaß, in höchsten Ämtern.

Welche Weltanschauung, welche Ideologie, wessen Gesellschaftsentwurf leuchtet durch all dies hindurch? Vielleicht nur etwas einfarbiger als in den 60/70-gern ?

Ich will nicht sagen, daß die Grundsätze hinter der vorherrschenden Erziehung komplett falsch sind, oder daß Despotismus gut ist, oder gar Gewaltausübung durch Sicherheitskräfte – das alles wäre schlecht und falsch! Aber in einer Krisensituation trennt sich die Spreu vom Weizen. Es braucht klarere, schnellere Entscheidungen als im schönen, ruhigen Dahinleben im Europa des Friedens und Wachstums. Es braucht eine gewisse Entschlossenheit und Durchsetzungskraft, auch glasklares Ansprechen der Notwendigkeiten und schnelles Handeln. Das alles war nur halbgar vorhanden, als ob man es verlernt hätte (dazu mußte man es aber auch ersteinmal gelernt haben…). Ob man es nun hören will, oder nicht: wo liegt hier der Vorteil des Föderalismus? Ich sah meist nur Gezerre und Eigenbrödlerei, moderne Fürsten, taktieren und 16-fache Bürokratie. Statt kurz richtig dicht zu machen, palaverte man ständig über Details und Öffnungs-Schlupflöcher, Differenzen in der Auslegung von gemeinsamen Beschlüssen, über Zumutbarkeiten. Darüber lacht die Natur allerdings nur …

Das Virus nutzt jede Chance zur Vermehrung, denn nur dazu existiert es – es tut quasi „sein ganzes Leben lang“ nichts anderes. Dabei verschleißt es seine Wirte, das ist alles. Nur dumm für uns, daß im Falle dieses Viruses WIR die Wirte sind !

Und leider steckt jeder Uneinsichtige auch Besonnene und Vorsichtige um sich herum an, bevor er überhaupt merken kann, daß er krank ist … Das wissen wir alle aber auch schon seit Februar.

Die Krise hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor, fordert sie heraus, zeigt die Schwachstellen auf und bringt uns hoffentlich letztlich wieder auf die Füße, damit wir später wieder gut leben können – hoffentlich.